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   Titelstory
Happy trotz Minusgrade: Thomas Taut als erster Österreicher beim Zieleinlauf der World Marathon Challenge in der Ant- arktis 2018 – dem sechs weitere Ankünfte auf sechs anderen Erdteilen in nur sechs weiteren Tagen folgten.
  Foto: Thomas Taut
Wann war Ihr letzter Marathon?
Vor rund einem Monat, allerdings muss- te ich die 42 Kilometer gehen, denn aktuell leide ich noch an den Nachwir- kungen eines Fersensporns, der ope- riert werden musste, aber ich bin auf dem Weg der Genesung. Laufen ist noch nicht drin, da wirken ja schon 4 bis 5 g auf die Ferse, weil man etwas hüpft. Aber gehen, das klappt schon wieder.
Trotz aktueller Verletzung jetzt über 40 Kilometer gegangen. Und bei der World Marathon Challenge (WMC) 2018 gleich sieben Marathons inner- halb von sieben Tagen auf sieben Kontinenten absolviert. Dennoch sa- gen Sie von sich, Sie seien ein Durch- schnittstyp. Wie das?
Bei mei- nen Reden kommt mit mir einer auf die Bühne, der halt ganz normal aussieht, nicht unbedingt wie ein Marathonmann. Deswegen hat- te ich mich lange auch nicht wirklich als Extremsportler gesehen und mit anderen vergleichen lassen wollen. Doch inzwischen ist das für mich kein Bug mehr, sondern ein Feature: Denn auch ein Durchschnittstyp kann Au- ßergewöhnliches schaffen, das passt ja auch zur Botschaft meiner Vorträge. Jeder kann seine Grenzen ausloten, dabei geht jeder in seine eigene Rich- tung. Bei mir war es der Marathon, das habe ich lange nicht gewusst. Anderen Leuten sind andere Dinge wichtig und jeder soll seinen Weg gehen. Aber bis zum letzten Schritt. Dann kann man wirklich beeindruckende Leistungen erzielen. Ob im Sport, in der Wissen- schaft oder im Beruf.
1999 haben Sie als 35-Jähriger die letzte Zigarette ausgedrückt und an- gefangen, für den ersten Marathon zu trainieren. Was war der Auslöser? Der Wien-Marathon hat in meiner Stu- dentenzeit bei mir zu Hause vorbeige- führt, da habe ich einige Male zuge- schaut und schon da wurde wohl der Samen gelegt, der dann Jahre später zu keimen begonnen hat.
Bei der WMC gab es in der Antarktis nichts Passendes zu Essen, in Carta- gena war es drückend heiß und nicht gut ausgeschildert und in Portugal nass und kalt. Und verletzt haben Sie sich auch noch, trotzdem machten Sie bis zum Schluss weiter. Wie hält man solche Belastungen aus?
Ich teile die Vorbereitung auf so gro- ße Herausforderungen in zehn Schrit- te ein, davon sind die ersten drei rein geistige Vorbereitung: Man muss dran glauben, man muss es sehen, also sich
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