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           „Hier liegt Ihnen die Welt zu Füßen“
Die Dortmunder Tintometer Group, eines der weltweit führenden Unternehmen der Wasseranalytik, erhält den Ideenpreis des Dortmunder Marketing Clubs. Wir spra- chen mit Geschäftsführerin Maja C. Voss über Standort, Historie, Unternehmens- politik und Marketingphilosophie.
Frau Voss, wie sich das als Preisträ- gerin so anfühlt, wissen Sie ja schon – Sie selbst erhielten 2017 den Unter- nehmerinnenpreis der Dortmunder Wirtschaftsförderung.
Maja C. Voss: Das hat mich damals ebenso überrascht wie der Ideenpreis des Marketing Clubs in diesem Jahr. Entsprechend aufgeregt war ich sei- nerzeit auch. Erst recht, als ich dann aufgefordert wurde, auch noch et- was zu sagen – wo es doch eigentlich hieß, das bräuchte ich nicht. Ich war da zwar schon lange Geschäftsfüh- rerin und bin es natürlich gewohnt, auch in größerer Runde zu reden. Aber bei der Preisverleihung war das schon etwas Besonderes.
Vor allem, wenn man bedenkt, dass Tintometer zwar in der Fachpresse sehr bekannt, aber ansonsten ein klassischer Hidden Champion ist. War das Programm?
Schon, mein Vater hat übermäßige Öffentlichkeit anfangs nicht forciert. Er stand damals auf dem Standpunkt, das nützt uns für den Vertrieb wenig, wenn wir etwa in der Region bekann- ter werden. Diese Einschätzung hat sich aber inzwischen geändert und wir sind uns einig, dass Bekanntheit zum Beispiel wichtig für einen gu- ten Arbeitgeber ist. Wir expandieren
kontinuierlich und sind stets auf der Suche nach weiteren Mitarbeitern für unsere Teams, aber wenn potentiel- le Bewerber uns nicht kennen und nichts über uns nichts lesen, werden bekannte große Arbeitgeber uns ge- genüber bevorzugt.
Zum Marketing kommen wir gleich noch. Zunächst ein paar Fragen zu Tintometer selbst. Die Gruppe be- schäftigt sich zum einen mit Farb- messungen z.B. in der Lebensmit- telherstellung, zum anderen mit Wasseranalyse. Wie verteilt sich das Geschäft auf diese beiden Felder?
Ich schätze das auf rund 30 Prozent Farbmessung und 70 Prozent Was- seranalytik. Die Farbmessung liegt inzwischen ganz bei unserer briti- schen Tochtergesellschaft, wir hier im Hauptsitz Dortmund konzentrie- ren uns auf die Wasseranalytik. Für die produzieren wir Geräte, die dafür benötigten Analysereagenzien und mikrobiologische Tests. Diese Ana- lysesysteme werden weltweit einge- setzt, überall wo Wasser zum Einsatz kommt: Wasserwerke, Wasseraufbe- reitung für häusliche und industrielle Abwässer, Getränke- und Nahrungs- mittelindustrie, Schwimmbadwasser, Industriewasser, Wasseranalysen in Katastrophengebieten.
Die Wurzeln des Unternehmens liegen in Großbritannien und in der Farb- analyse. Das erste Produkt war ei- nes zur Messung der Farbe beim Bier, richtig?
Genau. Unternehmensgründer Joseph Williams Lovibond stammte aus einer Brauerfamilie. Auch er gründete vor über 130 Jahren eine Brauerei und die Kundschaft beschwerte sich, wenn das Bier unterschiedliche Farben in verschiedenen Chargen hatte. Bier ist zwar als Naturprodukt farblichen Schwankungen ausgesetzt, trotzdem wurde einem schnell Panscherei un- terstellt. Beim Betrachten von gefärb- ten Kirchenfenstern, in die das Licht fiel, kam Joseph Lovibond schließlich die Idee, Referenzfarbgläser zu entwi- ckeln, um die Tönung zu messen. So hatten die Brauer die Möglichkeit, ihr Bier durch Zugabe von Farbe immer gleich getönt zu halten. So entstand die erste Lovibond-Farbskala, die auch heute noch verwendet wird.
Ist das der Grund, dass der Hauptsitz der Tintometer Gruppe heute in Euro- pas ehemaliger Bierhauptstadt Dort- mund liegt?
Nein, das ist eher Zufall. 2004 ging der britische Inhaber in Rente und wollte das Unternehmen verkaufen. Er dachte zuerst an ein Management-
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   Fotos: Tintometer




















































































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