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       Titelstory
Buy-Out, aber das konnten wir ihm ausreden und schließlich haben wir aus der Dortmunder Niederlassung heraus die Firma übernommen.
Die Dortmunder Niederlassung ist das Werk Ihres Vaters. Wie kam es dazu?
Er wollte 1964 zum Englischlernen in einen britischen Betrieb und kam als Praktikant zu Lovibond/Tintometer. Da hat es ihm so gut gefallen, dass er bleiben wollte. Und er hat sich wohl auch sehr gut gemacht, denn 1967 gründete er in Dortmund eine Vertriebsgesellschaft. Es war darüber hinaus viel einfacher, die zahlreicher werdenden Kunden in Kontinentaleu- ropa von dort aus anstatt über den Kanal zu bedienen.
Sie haben mir vorhin beim kurzen Betriebsrundgang gezeigt, dass die Sendungen von Dortmund aus in alle Welt gehen...
Ja, auch das ist ein Grund, warum es so interessant ist Teil des Tintome- ter-Teams zu sein: Von hier aus liegt einem die Welt zu Füßen. Seit Über- nahme des ehemaligen englischen Mutterunternehmens in 2004 haben wir auch den weltweiten Vertrieb unserer Produkte übernommen und ausgebaut.
In den vergangenen fünf Jahren ha- ben wir Kunden in 170 Ländern der Erde bedient. Und es gibt ja nur rund 195, da kann man sich leicht ausrech- nen, was für eine Marktabdeckung wir haben. Immer wieder stehen wir vor der Weltkarte und sehen nach, wo das ein oder andere Land über- haupt liegt. Inzwischen haben wir „die Amerikas“ an unsere US-Tochter abgegeben, die beliefert nun von Ka- nada bis Uruguay. Aber hin und wie- der springen wir auch von Dortmund aus wieder ein, wenn es zum Beispiel um Staaten geht, die sich ungern von den USA aus beliefern lassen. Unsere Analysesysteme werden auch welt- weit von internationalen Hilfsorgani-
sationen, wie den Vereinten Nationen eingesetzt, u.a. bei Katastrophen wie Tsunamis, Überschwemmungen, Erd- beben und Epidemien.
Zusätzlich zu unserer weltweiten Prä- senz und vieler Anwendungen unse- rer Produkte verfolgen wir das Prinzip des One-Stop-Shop. Dies bedeutet, dass der Kunde möglichst viel an Produkten aus einer Hand beziehen kann. Dies trägt ebenfalls zu einer langfristigen Unabhängigkeit des Un- ternehmens bei.
Auf Ihren Produkten prangt das Label Lovibond, die Firma aber heißt Tin- tometer. Ist es nicht schwierig, quasi mit zwei Marken zu arbeiten?
Auf jeden Fall hat man anfangs immer ein Gesprächsthema. Ungewöhnlich ist vor allem, dass die Firma Lovibond heißen müsste und die Produkte Tin- tometer – tinto für Farbe eben, auch dem ersten Messgerät hat Unterneh- mensgründer Lovibond den Namen Tintometer gegeben. Warum sich das umgekehrt entwickelt hat, können wir nicht mehr nachvollziehen. Und das, obwohl wir noch Aufzeichnungen haben, die aus dem 19. Jahrhundert stammen. Inzwischen arbeiten wir
Dank Product Information Management- System für Tintometer kein Problem: Auf Knopfdruck den Katalog mehrsprachig produzieren.
daran, uns auf die Marke Lovibond zu konzentrieren. Erst vor kurzem haben wir zum Beispiel unsere Mailadressen von tintometer.de auf lovibond.com umgestellt.
Womit wir beim Stichwort Digitalisie- rung sind. Wie sieht die bei Tintome- ter aus?
Da muss ich ausholen, wir sehen Di- gitalisierung auf drei Ebenen: Pro- dukte, Prozesse und Kommunikation. Zur Produktdigitalisierung zählt, dass unsere elektronischen Geräte immer mehr mit komplizierter Software aus- gestattet werden, Messewerte zur Auswertung auf einen Computer oder ein Tablet verschickt werden können und die Entwicklung verschiedener Apps für die unterschiedlichen An- wendungen.
Digitalisierung bei Produkten dient vor allem einer bedienerfreundliche- ren Testdurchführung, einer Fehler- minimierung bei den oft komplizier- ten Analysen und der unkomplizierten Auswertungen der Testergebnisse. Darum haben wir zum Beispiel 2018 unsere Spektralphotometer XD7000 und 7500 mit Barcode-Erkennung ausgerüstet.
Unsere Prozesse wollten wir ebenfalls verschlanken. Begonnen haben wir in der elektronischen Produktion. Dort stellten wir von Batch- auf digital gesteuertes Lean-Management um, so dass wir jetzt zum Beispiel für die Montage eines Photometers nur noch 14 Minuten statt einer Stunde brau- chen. Bei Schaffung und Straffung solcher Produktionsprozesse ist eine hohe Wirtschaftlichkeit gegeben. Nie- mand muss dafür nach China gehen. Mittlerweile haben wir die Digitalisie- rung unternehmensweit begonnen. Freigaben, Projektplanungen u.v.m. läuft weltweit mit digitalen Workflows und digitaler Protokollierung.
Beim Thema Kommunikation waren wir eben im Gespräch schon – mit einem neuen Product-Information- Management-System (PIM) haben
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  Foto: Gestaltmanufaktur















































































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